Edelkastanien (Keste) in Mammolshain
In den überlieferten Aufzeichnungen der Gemeinde Mammolshain wurde die Edelkastanie erstmals 1756 erwähnt.
Demnach schenkte einst der Pfarrer Klabron aus Wicker der Kapellengemeinde Mammolshain 70 Gulden. Zum Dank dafür erhielt er
von der Gemeinde eine Kiste mit „Castanien“
.
In der Folgezeit finden sich in den Protokollen und Aufzeichnungen der Gemeinde immer wieder Hinweise auf die wirtschaftliche Bedeutung der „Keste“. So gibt es Nachweise über Veräußerungserlöse von Früchten und Holz, sowie über den Erwerb von Jungbäumen für Neuanpflanzungen. Darüber hinaus kann man in Auflistungen über Obst- und Nutzbäume auch die Edelkastanien finden. Die Edelkastanie war für unsere Vorfahren Jahrhunderte lang als Mehrzweckbaum: Nahrungsmittel, Handelsgut, Holzlieferant und Viehfutter.
Durch das Wirken des Pfarrers Ludwig Christ in Kronberg (1786 - 1813) und danach entwickelte sich Kronberg zum Zentrum des Obstbaus im Vordertaunus. Hiervon hat auch Mammolshain als direkter Nachbar profitiert.
Der Obstbau - einschließlich der Edelkastanienkulturen - erlebte hier einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung.
Doch damit war es bald vorbei: Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke über den Gotthard (1882) brachte, mit den auf diesem Wege transportierten italienischen Maronen, Konkurrenz auf den heimischen Markt. Dieser war die heimische „Keste“ nicht gewachsen, ihre wirtschaftliche Nutzung wurde unrentabel.
Also verlor die hoch geschätzte Edelkastanie als Obst- und Fruchtlieferant ihre Bedeutung, und Neuanpflanzungen wurden nicht mehr vorgenommen.
Schliesslich wurde in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die wirtschaftliche Nutzung ganz eingestellt.
Auf den gemeindeeigenen Flächen wurden die Kastanienbäume teilweise gerodet, um jetzt auf den frei werdenden Flächen Erdbeeren zu ziehen. Denn diese Früchte ließen sich zu dieser Zeit gut vermarkten.
1931 wurden in der Gemarkung Mammolshain bei einer allgemeinen Obstbaumzählung noch 640 Edelkastanienbäume ermittelt.
Die heutigen Vorkommen sind in den letzten 70 bis 80 Jahren aus den in Hainen und Plantagen angelegten Edelkastanienkulturen entstanden. Die vormals lichten Kulturen haben sich durch eigene Sämlinge, Pioniergehölze und Aufwuchs waldähnlich entwickelt.
Eine mindestens 200-jährige Edelkastanie steht in der Nähe des Salzwegs. Sie ist mit einem Umfang von 5,85 m (in 1 m Höhe) das stärkste Exemplar in der Gemarkung Mammolshain.
Heute werden die Früchte der Edelkastanie nur noch für den Eigenbedarf gesammelt und verwertet.